Waldorf

Grundgedanken

In einer Reihe von Vorträgen und in den Konferenzen mit den Lehrerinnen und Lehrern der ersten Waldorfschule in Stuttgart hat Rudolf Steiner die Grundlagen für die Waldorfpädagogik gelegt. Ihr Ausgangspunkt ist die Menschenkunde. Die Erziehungsaufgabe der Waldorfschule will allgemeine Menschenbildung in einem umfassenden Sinne sein. Aus der Erkenntnis des menschlichen Wesens und dessen Entwicklung sollen die Grundlagen der Pädagogik abgeleitet werden.

Die Waldorfpädagogik sieht in jedem Kind eine unantastbare Individualität, die schon vor der Geburt und Konzeption existiert hat und aus ihrer Vergangenheit ein ganz persönliches Schicksal und zunächst noch verborgene Impulse für die Zukunft in das jetzige Leben mitbringt. Der Dichter Friedrich Schiller hat dies in folgenden Worten zum Ausdruck gebracht: „Jeder individuelle Mensch trägt, der Anlage und Bestimmung nach, einen reinen idealischen Menschen in sich, mit dessen unveränderlicher Einheit in allen seinen Abwechslungen übereinzustimmen, die große Aufgabe seines Lebens ist.“ Aufgabe von Erziehung und Bildung ist es, den jungen Menschen auf seinem Weg dorthin zu unterstützen und zu begleiten. Rudolf Steiner hat für die Waldorflehrer dies in folgendem Wahrspruch zusammengefasst: „Das Kind in Ehrfurcht aufnehmen, in Liebe erziehen und in Freiheit entlassen.“

Der Erziehung des Menschen liegt der Gedanke der körperlichen, seelischen und geistigen Entwicklung des Menschen zugrunde, eine Bildung von Hand, Herz und Kopf, was einen handwerklichen, künstlerischen und gedanklichen Unterricht verlangt. Der Waldorfpädagogik geht es um die Erziehung des „ganzen Menschen“, was jede Vereinseitigung wie auch einen bloßen Input-Output-Mechanismus im Unterricht verbietet. Altersgemäßer Unterricht also gemäß den Entwicklungsstufen in Kindheit und Jugend, Verzicht auf „Auslese“ durch ein Zensurensystem und „Sitzenbleiben“, individuelle Förderung jedes Kindes in praktischen, künstlerischen, sozialen und kognitiven Fähigkeiten wird angestrebt. Gemütserziehung, Willenserziehung und Ausbildung des selbständigen Denkens gehören zum Credo der Waldorfschule.

Erziehung und Unterricht sollen eine Stärkung der gesundenden Kräfte des jungen Menschen dienen und innere Fähigkeiten ausbilden: Begeisterungsfähigkeit, Dankbarkeit und Achtung gegenüber dem Leben und der Schöpfung, Achtung vor dem Mitmenschen und deren Freiheit. Schule ist somit ein „Lebensraum“, ein Ort der individuellen und sozialen Entwicklung. Für das „Heimischwerden“ ist auch die architektonische Gestalt des Schulgebäudes, die liebevolle Pflege des Klassenraums, die Gestaltung der Feste im Jahreskreis, die Zusammenarbeit von Eltern und Lehrern von wesentlicher Bedeutung.

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